Osteoporose: neuester Stand

Besprochen auf dem Schwabinger Ärztezirkel unter Leitung von Dr. med. Peter J. Kaisser.

Redner des Abends war Professor Dr. Reiner Bartel, der über die neusten Erkenntnisse der Osteoporosetherapie in einem sehr interessanten und kurzweiligen Vortrag informiert hat. Sowohl die wissenschaftliche, wie auch die praktische Seite der Weiterentwicklung osteoporotischer Medikamente wurden erörtert. Und nachdrücklich wurde auf die wirtschaftliche Verordnungsweise hingewiesen, die vor Regressen schützen soll, wenn unsere Patienten trotz aller Einschränkungen im Gesundheitswesen noch verantwortungsvoll und effizient behandelt werden sollen.

Es wurde nochmals dargelegt, welcher finanzielle Schaden den Krankenkassen und der Volkswirtschaft entsteht, wenn nicht alle Präventionsmaßnahmen bezüglich osteoporotischer Folgeerkrankungen ausgenutzt und realisiert werden!

Eindeutige Aussage: Die Zeit von Alendronsäure ist vorbei. Die Nebenwirkungen, Risiken und insbesondere auch die Unannehmlichkeiten bei der Einnahme dieser Präparate sind zu groß.

Favorisiert wird (unter den preisgünstigen Medikamenten) das Zoledronat, Risedronat und Ibandronat.

(Man muss jedoch wissen: für prämenopausale Osteoporose stellen diese Medikamente einen „Off-label-use“ dar.)

Bezüglich der Kalzium- und Vitamin-D3-Substitution ist festzustellen: es gibt eigentlich keine Vitamin D3 – Überdosierung, jedoch gibt es ein deutliches Risiko von Kalzium-Überdosierungen, von denen in letzter Zeit zunehmend auch in der Presse gewarnt wurde. Es wird deshalb empfohlen, Vitamin D3 bis zu 2000 I.E. pro Tag zu verordnen; bezüglich der Kalziumverordnung sollte man sich nach dem Kalziumblutspiegel richten und davon ausgehen, dass Patienten in unserem sozialen Umfeld eine eher ausreichende Kalziumzufuhr haben. Auch das Münchner Trinkwasser ist relativ kalziumreich. Bei Verdacht auf Kalziummangel (dies gilt bei Vitamin-D-Mangel genauso) sollten serologische Untersuchungen Klarheit schaffen.

Sowohl bei Aclasta wie auch bei Bonviva (Zoledronat/Ibandronsäure) sind bislang keine Kiefernekrosen bekannt geworden. Werden diese Medikamente intravenös gegeben, können grippeähnliche Symptome und leichter Schüttelfrost auftreten. Diese sind jedoch vollständig harmlos. Die Patienten sollten darauf vorbereitet und informiert sein. Kräftiges Trinken hilft, diese Nebenerscheinungen möglichst gering zu halten. Diclofenac und Paracetamol können ebenfalls zur Therapie der Nebenerscheinungen der Knochenödeme verordnet werden.

Ein weiterer „Off-label-use“ von Ibandronat und Zoledronat stellt die Behandlung von erosiven Osteochondrosen an der Wirbelsäule, sowie bone bruise (posttraumatisch), bei aktivierten Arthrosen und anderer Genese dar, ebenso beim Sudeck-Syndrom (CRPS).

 Im Besonderen ist nochmals daraufhinzuweisen, dass die Alendronsäure nicht wirksam ist, wenn sie gleichzeitig mit Magenschutzpräparaten (PPI) verordnet wird. Bei Risedronat spielt die Co-Medikation von PPI keine funktionsbeeinträchtigende Rolle.

Auch die Therapie von M. Paget wurde kurz gestreift. Diese und andere metabolische Knochenerkrankungen werden zu einem späteren Zeitpunkt nochmals Thema bei unserem Ärztezirkel sein. Ebenso wollen wir die Kombination „Bisphosphonate und pulsierende Magnetwelle“ gesondert besprechen. 

Dr. med. Peter J. Kaisser