Früherkennung von rheumatologischen Erkrankungen Qualitätsinitiative BVOU Berlin

Der orthopädische Berufsverband hat federführend durch Herrn Dr. Schwokowski in Ratzeburg eine Qualitätsinitiative eingeleitet, die es ermöglichen soll, rheumatologische Erkrankungen bereits im Frühstadium zu erkennen und zu therapieren. Aus diesem Grund war Dr. Kaisser als Koordinator für den Raum München bei einem Aufbauseminar am 25/26.01.2013 in Berlin.

Bei dieser Qualitätsinitiative sind hauptsächlich Fachgruppen angesprochen, die in der Erkennung und Behandlung rheumatologischer Erkrankungen besonders im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen: Hausärzte, Internisten und Orthopäden / Unfallchirurgen. In zweiter Linie natürlich ebenfalls die Radiologen und die Dermatologen, ggfs.

Eine besondere Initiative wird dieses Jahr bezüglich des Morbus Bechterew eingeleitet, einer entzündlichen rheumatischen Erkrankung der Wirbelsäule bzw. der so genannten Iliosacralgelenke. Von Seiten des Berufsverbandes für Orthopädie und Unfallchirurgie in Berlin (BVOU) besteht eine intensive Kooperation mit der deutschen Vereinigung für Morbus Bechterew e. V., die als Interessensgemeinschaft betroffener Patienten zu verstehen ist.

Die Aktion soll von Berlin aus über sämtliche Bundesländer verbreitet werden. Entsprechende Sektionsleiter sind in vielen Bundesländern bereits installiert, so z.B. in Bayern (Dr. Friedrich Gärtner, D.-Ringeisenstr. 20 86513 Ursberg Tel. 08281/92 24 51) und mit einer Untersektion für München (Dr. Peter J. Kaisser, Leopoldstr. 157 80804 München Tel. 089/322 99 19 0).

Die Qualitätsinitiative „orthopädische Rheumatologie“ zielt darauf ab, dass Hausärzte, Internisten, Orthopäden und Unfallchirurgen unabhängig von der Frage, ob sie den Zusatztitel „Rheumatologie“ haben, ausreichend Wissen erwerben, die rheumatologischen Erkrankungen auch in ihrem Frühstadium zu erkennen. Diese Fachgruppen dienen als Anlaufstelle von Patienten mit rheumatologischen Beschwerden, primär zuständig für die Früherkennung und das Screening. Für weitere differenzierte Fragestellungen bzgl. Diagnostik und Therapie können die Patienten dann an Kolleginnen und Kollegen mit Rheumatologischen Schwerpunkt oder Zusatztitel überwiesen werden. Dies soll keine Konkurrenzsituation darstellen – sondern vielmehr ein optimales Zuarbeiten für die stark überlastete Fachgruppe der Schwerpunkt-Rheumatologen.

Mit relativ wenig anamnestischen Fragen bzgl. Beginn der Erkrankung sowie der Schmerzhaftigkeit in Bewegung oder Ruhe bzw. auch nächtlichen Schmerzen in der zweiten Hälfte der Nacht lässt sich bereits ein deutlicher Verdacht auf eine rheumatologische Erkrankung bzw. einen Morbus Bechterew äußern. Radiologische und serologische Untersuchungen, die in den meisten der oben genannten Praxen durchgeführt werden können, führen dann zur endgültigen Diagnose.

Rheumatische Erkrankungen verschleiern sich häufig hinter Zusatzerkrankungen wie Fibromyalgie, Psoriasis, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn. Auch die Entzündung der Regenbogenhaut am Auge (Iritis) ist häufig ein Hinweis auf eine rheumatologische Erkrankung.

In der Qualitätsinitiative „orthopädische Rheumatologie“ soll besonderer Wert auf die Behandlung gelegt werden: NSAR, Kortison, Sulfasalcin, Coxibe, Analgetika, Methotrexat, TNT-Ω-Blocker und ggfs. Psychopharmaka/Antidepressiva. Auch die Behandlung im Radon-Stollen ist als eine sinnvolle Alternative anzusehen. (Bestrahlung mit radioaktiver Strahlung)

In besonderer Weise spielen die neuen „Biologica“ eine Rolle, da sie relativ gut verträglich und relativ nebenwirkungsarm sind. Kontraindikationen sind natürlich zu beachten – deshalb gehört die Verordnung dieser Medikamente in die Hand eines Fachmanns.

Für den rheumatologisch erkrankten Patienten ist neben der medikamentösen Therapie Bewegung, Sport und physikalische Therapie von größter Bedeutung.

Je früher und je konsequenter die Erkrankung behandelt wird, umso geringer ist die Progression und die Spätfolge der rheumatologischen Erkrankungen.

Die neue Initiative des BVOU stellt also eine deutliche Chance dar, unsere rheumatologischen Patienten zukünftig früher und auch „kompetenter“ zu behandeln, und einen wesentlichen Beitrag zu erhöhter Lebensqualität zu leisten.

Dr. Peter J. Kaisser